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Die Bazillenschleudern

Es ist wieder so weit: Die Erkältungszeit ist angebrochen und die Pharmaindustrie hat Hochkonjunktur. In den Apotheken stehen die Menschen Schlange und es wird geschnieft, gerotzt, gesabbert, gehustet und geniest, was das Zeug hält. Das feucht-kalte Schmuddelwetter bietet noch einen zusätzlichen Nährboden für das erfolgreiche Gedeihen der Keime. Allerdings würde das alleine noch kein Problem darstellen, würden die ganzen Kranken doch ihre Bazillen, Bakterien und Viren für sich behalten. Natürlich denken die Betroffenen nicht im Entferntesten daran dies zu tun und nehmen weiterhin völlig unverfroren am öffentlichen Leben teil. Man kann diese Bazillenschleudern daher guten Gewissens als kriminelle Krankmacher bezeichnen, die zumindest billigend in Kauf nehmen, andere Menschen mit ihren Seuchen infizieren.

Die Ansteckung anderer wird oft billigend in Kauf genommen

Jemand anderen mit einem Schnupfen, einer Erkältung oder Grippe anzustecken ist im Grunde genommen nichts anderes, als Körperverletzung. Dabei wäre es so einfach: Zuhause bleiben oder zumindest andere Menschen meiden, bis man sich auskuriert hat und nicht mehr ansteckend ist. Stattdessen wird jedoch auf der Grundlage eines obskuren Pflichtbewusstseins und wider besseren Wissens weiterhin der Arbeitsplatz aufgesucht, um fleißig die Kollegen anzustecken. Wenn der Weg dahin auch noch über Bus, Bahn oder Tram führt, steht dem perfiden Verbreiten der Epidemie nichts mehr im Wege. Auch wird dem Niesreiz gerne im nächstbesten Supermarkt freien Lauf gelassen und die Keime so ungehemmt plärrend durch die Regalreihen geblasen. Mit der richtigen Technik kann man so die Krankheitserreger auf Ziele in bis zu sechs Metern Entfernung katapultieren.

Bazillenschleudern
In Asien üblich, bei uns wohl kaum: ein Mundschutz.

Sich zumindest die Hand vor die verkeimte Fressluke zu halten oder den Kopf wegzudrehen, wäre freilich zu viel verlangt und würde zudem die Fähigkeit zu Anstand und sozialer Kompetenz einer solchen Bazillenschleuder sprengen. Ebenfalls beliebt ist die feuchte Aussprache, untermalt von Distanzlosigkeit im Gespräch mit dem Gegenüber. Oder man wäscht sich nach dem Kacken einfach nicht die Hände, um bei der nächsten herzlichen Begrüßung gleich seinen Norovirus als Zeichen der persönlichen Wertschätzung zu überreichen. Ebenfalls zu der genannten Kategorie zählen Menschen, die gerne voller Inbrunst in ihr Stofftaschentuch rotzen, um sich die ekelerregende Keimbrut anschließend wieder in die Hosentasche zu stecken. Ob sie jemanden infizieren oder nicht, das ist diesen gewissensbefreiten Bazillenschleudern herzlich egal und sie nehmen es jederzeit bereitwillig hin.

Die Bazillenschleudern als Botschafter der Pharmaindustrie

Man selbst ist ja schon krank, da sollen die anderen schließlich auch was davon haben. Ein ausgeprägtes ich-bezogenes Egodenken ist nahezu allen dieser unsozialen Bazillenschleudern gemein. Man könnte sogar geneigt sein, ihnen zu unterstellen, dass sie es mit purer Absicht tun. Die These, dass die Pharmakonzerne eine Provision für jeden Angesteckten bezahlen, ist von dieser Warte aus betrachtet gar nicht mal so abwegig. Beweisen lässt sich das natürlich nur schwer. Und doch muss man sich jedes Jahr erneut die berechtige Frage stellen, wo denn dieser ganze Bazillendreck herkommt. Pünktlich zur Kältezeit werden scheinbar die Indexpatienten aus den pharmazeutischen Laboren auf die Menschheit losgelassen und die Epidemie nimmt ihren jährlichen Lauf. Dies hat den angenehmen Nebeneffekt, dass so auch gleich noch die Wirtschaft angekurbelt wird. Mit gesunden Menschen verdient man ja bekanntlich kein Geld.

Rabotnik gibt nützliche Tipps

Um diesem überaus schädlichen Treiben Einhalt zu gebieten, möchte ich meinen Lesern einige (keimfreie) Tipps an die Hand geben:

  • Melden Sie sich vorsorglich krank, auch wenn Sie gar nicht krank sind. Dies dient als Prävention, um sich nicht bei kranken Kollegen anzustecken.
  • Wenn Sie öffentliche Verkehrsmittel nutzen, tragen Sie einen Mundschutz oder eine ABC-Maske
  • Vermeiden Sie die Berührung von Türklinken oder fassen Sie diese nur mit Handschuhen an
  • Benutzen Sie regelmäßig Desinfektionssprays und sterilisieren Sie damit auch Tastaturen und Smartphones
  • Vermeiden Sie zur Erkältungszeit Menschenansammlungen
  • Geben Sie niemandem die Hand, benutzen Sie Handschuhe oder waschen Sie sich sofort danach die Hände
  • Vermeiden Sie Zungenküsse mit Menschen, die Sie nicht kennen
  • Sollte ihnen eine rotzende und schniefende Bazillenschleuder entgegen taumeln, ziehen Sie ihr eine Plastiktüte über den Kopf und ergreifen Sie umgehend die Flucht
  • Sollte Sie jemand anhusten oder anniesen ohne die Hand vor den Mund zu halten, rufen Sie die Polizei und stellen Sie Strafanzeige
  • Meiden Sie Apotheken. Dort tummeln sich Bazillenschleudern.

Wer diese Ratschläge beherzigt, der sollte ohne Probleme gesund durch den Winter kommen.

Anmerkung: Der ursprünglich aus dem Jahr 2018 stammende (satirische) Artikel wurde kürzlich (03/2022) etwas überarbeitet. Neben kleinerer Textkosmetik wurden auch themenverwandte Links ersetzt oder entfernt, die nicht mehr aktuell waren. Außerdem wurden die Auswahlmöglichkeiten in der Umfrage teilweise abgeändert.

Und bumm, nicht einmal zwei Jahre später haben wir eine Pandemie, die sich gewaschen hat. Rabotnik hat sich damit wieder einmal als absoluter Visionär entpuppt!

Die Bazillenschleudern

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